Seit dem Sommer 2020 leitet Sara-Sophie Kirschstein das neurozentrierte Training bei der Savita. Die Anfang der 2000er in den USA entwickelte Therapieform wurde zunächst im Leistungssport zur Verbesserung von Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit eingesetzt. Kirschstein hat das Training auf die alltäglichen Herausforderungen angepasst. So kann sie gezielt an den persönlichen Schwachstellen der Trainierenden arbeiten und dabei die Leistungsfähigkeit steigern, Bewegungseinschränkungen lösen, Schmerzen reduzieren oder Gleichgewichtsprobleme beheben.
Training auf den Grundlagen der Neurologie
„Das neurozentrierte Training spricht die neuronalen Funktionen des Gehirns an“, erklärt die Sportwissenschaftlerin. Das Gehirn spiele in allen Prozessen eine elementare Rolle, auch bei Bewegungen. Den meisten Störungen liege eine Fehlfunktion in einem Bereich des Gehirns zugrunde. „Zu Beginn teste ich diese Funktionen, um aus den Ergebnissen ein persönliches Übungsprogramm zusammenzustellen“, berichtet die Neuroathletiktrainerin. „Dabei steuere ich durch Übungen gezielt das visuelle System, das Gleichgewichtssystem oder das propriozeptive System, also die Rezeptoren für die körperliche Wahrnehmung, an.“
Ungewohnte Trainingsformen
„Durch die Fokussierung auf das Gehirn unterscheidet sich das neurozentrierte Training vom klassischen Training“, weiß die Expertin. Die meisten Trainierenden seien zunächst von den seltsamen Übungen, wie das Schnipsen, Beißen oder Grinsen überrascht. Doch die Rückmeldungen seien durchweg positiv, freut sich die Neusserin. So zum Beispiel das Feedback von Lina Wöhl. Sie hatte extreme Sprunggelenkseinschränkungen, die sich auf ihre sportliche Leistung auswirkten, und machte sehr gute Erfahrungen mit der Methode. Bei der Ganganalyse stellte sich heraus, dass der Armschwung zu schwach war und die Füße nach außen rotierten. Weitere Tests zeigten zu wenig Stabilität auf der rechten Seite. Im Training aktivierte Sara-Sophie Kirschstein die Rezeptoren an den Sprunggelenken ihrer Patientin mit Vibration und probierte verschiedene Nervendehnungen aus. Das tat der Sportlerin gut. Weiter wurde das Mittelhirn durch Augenübungen hochgefahren. Das Riechen von Zitronenöl sorgte für eine Verbesserung der Stabilität. Die Neusser Lehrerin freut sich: „Der Effekt ist riesig. Ich habe selbst gemerkt, wie sich innerhalb weniger Minuten meine Defizite extrem verbessert haben.“